
Wissensdurst ist ungebrochen
Mentoring für geflüchtete Studierende
Ein wichtiger Baustein der help alliance-Kooperation mit der Bildungsplattform Kiron ist das Mentorenprogramm für geflüchtete Studierende. Rund ein Dutzend Mitarbeiter aus unterschiedlichen Gesellschaften der Lufthansa Group sind dem Aufruf der help alliance gefolgt und haben sich bereiterklärt, die Studierenden auf ihrem Weg zu begleiten. Sebastian Zurfähr, BER CP/A, ist einer von ihnen. Im Gespräch mit ONE erzählt er über seine Motivation, erste Begegnungen im Study Center und den Wissensdurst der Studierenden.
Herr Zurfähr, was hat Sie motiviert, sich für das Mentorenprogramm zu melden?
Nach der ersten überwältigenden Welle der Hilfsbereitschaft für die ankommenden Migranten in Deutschland im Jahr 2015 hatte ich im vergangenen Jahr das Gefühl, dass eine gewisse Müdigkeit in der Bevölkerung eingetreten ist. Das hat mich motiviert, mich zu melden. Ich hatte schon länger den Wunsch, mich zu engagieren und war auf der Suche nach einem nachhaltigen Projekt, das auch zu meiner beruflichen und persönlichen Situation passt.
Ihre Wahl fiel auf ein Kooperationsprojekt der help alliance.
Zum einen ist es ja auch eine Art Qualitätssiegel, wenn die Hilfsorganisation der eigenen Firma ein Projekt geprüft und für gut befunden hat. Da hat man als ehrenamtlich engagierter Mensch auch das Gefühl: Das ist etwas sinnvolles, das hat Substanz und ist vertrauenswürdig. Zum anderen war auch meine persönliche Bewertung des Konzeptes entscheidend.
Das Konzept hat sie überzeugt?
Ja, ich fühlte mich an meine eigene Studentenzeit erinnert. Es ist absolut notwendig, das Online-Lehrangebot durch ein Study Center und ein Mentorenprogramm zu ergänzen. Das ist an deutschen Hochschulen ja auch üblich. Das Study Center hat somit die Funktion einer Mensa oder einer Bibliothek, ein Ort nicht nur zum Lernen, sondern vielmehr auch zum Austausch und Freunde treffen.
Haben Sie die Studierenden bereits getroffen?
Es gab bereits die ersten Treffen mit Studierenden. Kiron ist sehr darauf bedacht, die Mentoren und Studierenden umfassend zu informieren und anzuleiten. Es sind auch Mentorentrainings geplant, die uns dann auf die besondere Situation im Umgang mit den geflüchteten Studierenden vorbereitet. Man fühlt sich nicht alleingelassen. Zu Beginn ist aber erstmal das Kennenlernen wichtig. Das geschieht über Social Events, die Kiron organisiert.
Wie oft finden diese Social Events statt?
Mindestens alle zwei Wochen. Gerade in der Startphase ist es wichtig zu wissen, zu welchen Zeiten es Sinn macht, in das Study Center zu kommen, wann die Studierenden in der Regel da sind. Ein sehr interessanter Aspekt in diesem Mentorenkonzept ist zudem die Idee, dass es keine konkreten Tandems gibt, sondern die Mentoren im Study Center Ansprechpartner für alle Studierende sind. Das macht absolut Sinn, weil viele Fragen auch deckungsgleich sind. Und warum sollen die Studierenden nur auf die Erfahrung von einem Mentor zurückgreifen dürfen?
Wie waren ihre Eindrücke?
Die Studierenden waren sehr motiviert, sie hatten sehr konkrete Fragen z.B. über Bewerbungsverfahren deutscher Firmen usw. Und ich muss sagen, dass ich schon ein bisschen überrascht war. Das Engagement und der Wissensdurst der spürbar war, haben mich beeindruckt. Es ist ja ein generelles Problem, dass hochmotivierte geflüchtete Studierende teilweise über Wochen beschäftigungslos sind bzw. auch keinen geeigneten Ort haben, um konzentriert die online zur Verfügung gestellten Inhalte zu lernen. Dieser Bedarf wird durch das Study Center abgedeckt. Ein tolles Projekt. Ich freue mich auf den Austausch und die Begegnungen.