„Wenn man so etwas einmal mitmacht, lässt es einen nicht mehr los“

02. März 2016

Im Gespräch mit Katja Müller

Katja Müller, Lufthanseatin im HR Bereich und Projektleiterin, spricht über das Projekt in Panama und welche Erwartungen sie an das Projekt hat.

Was machst du bei Lufthansa?
Ich arbeite im Talent Management. Die letzten Jahre war ich für die Kennzahlen im Employer Branding verantwortlich, dies beinhaltet KPI´s für die Karriereseite Be-Lufthansa und das Bewerbermanagementtool, eJob. Zukünftig werde ich in der Kommunikation tätig sein.

Wie bist du zur help alliance gekommen?

Von der help alliance habe ich immer mal wieder was gesehen oder gelesen, insbesondere in den News, aber da ich mit meinem privaten Engagement schon zeitlich sehr eingespannt war, konnte ich mich nicht so einbringen. Letztes Jahr hatte ich die Idee mit meiner Abteilung in Mexiko ein Haus für eine arme Familie zu bauen und da trat ich dann an die help alliance heran.

Wie fand deine Abteilung die Idee gemeinschaftlich ein Haus zu bauen?

Meine Chefin ist offen für alles. Ihr Sohn hat auch schon ein Indienprojekt der help alliance besucht, sie kannte daher die Arbeit der help alliance. Ich habe meine Idee in meiner Abteilung vorgestellt und wurde dabei von Edith Lanfer aus eurem Projektmanagement unterstützt. Allerdings war der Zeitpunkt ungünstig für die meisten Kollegen und wir haben den Termin vorerst verschoben und nun kam die Gelegenheit ein Haus in Panama zu bauen.

Wie bist du zu dem Projekt gekommen?

Vor 2 Jahren waren meine Familie und ich für 4 als Volunteers bei einer christlichen Organisation in Mexiko. Dort haben sie uns verschiedene Projekte vorgestellt unter anderem auch Homes of Hope. Zwei Mal hatten wir in der Zeit die Gelegenheit bei einem Hausbau dabei zu sein. In Amerika ist es häufig so, dass Firmen ihre Mitarbeiter und deren Familien dorthin schicken, damit sie gemeinschaftlich ein Haus für arme Menschen bauen können. Es war eine tolle Erfahrung. Schön war auch, dass es abends eine Veranstaltung gab auf der das Erlebte verarbeitet und reflektiert werden konnte, denn so etwas nimmt einen schon mit. Da steht man in einem kleinen Haus und denkt sich „das gesamte Haus ist so groß wie mein Wohnzimmer“. Meine Tochter fragte überrascht „wo ist die Toilette?“, denn dort gab es in den Häusern keine Toiletten, die konnten die Familien dann später vielleicht noch draußen anbauen.

Wer wird alles an dem Hausbau beteiligt sein?

Aufgrund der Lufthansa Marktkonferenz der Americas, die gleichzeitig stattfindet, sind sehr viele Kollegen vor Ort, die sich daran beteiligen. Das ist ja das Tolle: Jeder kann mithelfen und einen Unterschied machen.

Gibt es da keine Probleme, wenn man sich nicht mit Hausbau auskennt?

Wir kooperieren mit einer Organisation, die schon über 5.000 Häuser gebaut haben. Mindestens 2 Bauleiter und weitere 2-4 Mitarbeiter werden immer dort sein und uns mit ihrer Expertise unterstützen. Auch kann man nicht so viel falsch machen, es ist nicht schlimm, wenn mal ein Nagel nicht richtig eingeschlagen wird. Wir bekommen eine Einweisung und sollte man gänzlich untalentiert sein, kann man ja auch noch beim Streichen helfen.

Welche Veränderungen bietet ein neues Haus für die Familie Cabezón Quintero?

Einen großen Unterschied macht es, dass das Haus auf ihrem Grund und Boden gebaut wird. Keiner kann sie mehr wegschicken – die Unsicherheit ist weg. Die Tür mit Schloss schützt vor ungewollten Besuchern und das Dach ist dicht. Das fertige Haus wird auch mit 2 Stockbetten mit Matratzen ausgestattet, somit muss die Familie nicht mehr auf dem Boden schlafen.

Welche Herausforderungen oder Probleme sind dir bei der Planung bisher begegnet?

Das Deutsche meist alles genau wissen wollen und alles genau geplant sein soll. Aber hier ist Flexibiliät und Offenheit gefragt.
Auch die Koordination ist schwieriger als gedacht, da wir uns alle nicht kennen und es an den 2 Tagen unterschiedliche Volunteers gibt. Normalerweise bauen 20 Leute an 2 Tagen
Ich kann mir vorstellen, dass bei dem ein oder anderem Teilnehmer in der unbekannten Umgebung noch Sicherheitsbedenken hinzukommen. Aber ich bin sicher, alle sind am Ende des Tages sehr glücklich und dankbar, dass sie dabei waren.

Welche Erwartungen hast du an den Hausbau?

Große. Ich glaube es werden coole, spannende Tage für alle, die mitmachen. Gemeinschaftlich mit der Familie, der man sonst nie begegnet wäre. Das wird für alle Helfer sehr bereichernd sein. Wir werden viel über die Kultur lernen und von der Lebenserfahrung der Familie profitieren. Wenn man so etwas einmal mitmacht, lässt es einen nicht mehr los. Man wird sich bewusst, dass man zu den Reichsten der Welt gehört und stellt sich unweigerlich die Frage „welche Verantwortung habe ich?“. Es wird bei vielen auch das Verständnis für Armut, die Ursachen von Armut und für die Probleme aus der Armut herauszukommen erweitern. Ich hoffe, viele werden sich anschließend auch weiterhin sozial engagieren.

Welche Tipps kannst du anderen geben, die sich sozial engagieren möchten?

Klein anfangen. Man kann sich überall engagieren und mit den Flüchtlingen sind wir ganz nah dran. Einfach mal wo mitgehen und tun, was einem Spaß macht, wie Kuchen backen, Fußball spielen oder bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch kommen.