Ein neues Leben für Mädchen mit Gewalterfahrung

Laut der OECD gehört Mexiko zu den Ländern mit den größten Einkommensunterschieden der Welt. Insbesondere indigene Völker sind überproportional von wirtschaftlicher und sozialer Ausgrenzung betroffen, etwa 75 % Prozent der in extremer Armut lebenden mexikanischen Bevölkerung gehört einer indigenen Gruppe an. Aufgrund wirtschaftlicher und sozialer Aussichtslosigkeit migrieren viele Mexikaner:innen vom Land in die großen Städte. Allein die Region um die Hauptstadt Mexiko-Stadt verzeichnete in den letzten 50 Jahren einen Zuwachs von 700 Prozent. Hinzu zu der Migration innerhalb des Landes kommt die Migration aus anderen lateinamerikanischen Ländern –  oft als Transmigration auf dem Weg in die Vereinigten Staaten. Dies führt zu einem rasanten Wachstum der extrem armen Vororte um die Metropolen.

Gerade in dem vom „Machismo“ – das Selbstverständnis der Männer als dominante Figur im Gesellschaftsbild und als Familienoberhaupt – geprägten Land, gehören Frauen zu den verletzlichsten Individuen der Gesellschaft. Innerhalb der letzten Jahre kann ein Anstieg von Gewalt gegen Frauen beobachtet werden und durchschnittlich wird in Mexiko alle vier Minuten eine Frau vergewaltigt und alle zweieinhalb Stunden eine Frau ermordet.

Durch die Förderung von help alliance von 2018-2020 wurden drei zentrale Maßnahmen umgesetzt: 1. der Umbau des Bauernhofs in ein Therapiezentrum 2. der Aufbau eines Betreuungs-, Schul und Therapieprogramms 3. ein Betreuungsangebot für weitere Kinder aus der Region.  

Umbau und Erweiterung des Bauernhofs in ein Therapiezentrum 

Ein bedeutender Schritt war der Umbau des bereits bestehenden Bauernhofs in ein Therapiezentrum mit zwei Wohnmodulen, um genügend Kapazität für die Beherbergung und Betreuung der Mädchen zu schaffen. Seit Beginn des Projekts wurden insgesamt 35 Mädchen und junge Frauen aus sehr schwierigen Verhältnissen in das Wohnheim aufgenommen und betreut. Bei der Aufnahme werden die Mädchen einer allgemeinen medizinischen Untersuchung unterzogen. Nach den Ergebnissen der Überprüfung werden sie weiterhin medizinisch betreut, um die gesundheitlichen Bedürfnisse jeder einzelnen Person zu decken. Das Wohnheim bietet den Mädchen Schutz und sie finden hier eine neue und sichere Heimat. 

Aufbau und Durchführung des Betreuungs-, Schul und Therapieprogramms

Zusätzlich wurde ein Betreuungs-, Schul- und Therapieprogramm aufgebaut, das den Mädchen und jungen Frauen Zugang zu Bildung verschafft und sie dabei unterstützt, ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten.  

Im Rahmen der Therapie ist das Ziel, den Mädchen grundlegende Werte zu vermitteln, den Umgang mit klaren Regeln und Grenzen aufzuzeigen und langfristig ihre Persönlichkeit zu stärken. Dafür unterstützen sie zum Beispiel die lokale Bevölkerung bei Gemeindearbeiten, wie der Abfallsammlung auf Grünflächen. Durch das Leben auf einem Bauernhof bekommen sie zusätzliche Einblicke in das Arbeiten auf einem ökologischen Betrieb und beteiligen sich gleichzeitig an der Pflege der Tiere sowie dem Anbau im Gewächshaus.  

Die Tatsache, dass sich die Schulleistung sowie ihr Lernen und Verstehen deutlich verbessert hat, seitdem die Begünstigten in die Schule eingeschrieben sind und bei den Hausaufgaben unterstützt werden, ist ein weiterer Erfolg des Projekts. Für die über 14-Jährigen besteht darüber hinaus die Möglichkeit in anderen Einrichtungen eine Berufsausbildung zu beginnen, um so einen Beruf zu erlernen, der ihnen gefällt. Dieser schafft den jungen Frauen eine Zukunftsperspektive und ermöglicht ihnen ein selbstbestimmtes Leben.  

In einem zusätzlichen Freizeitangebot können die Mädchen eigene Talente entdecken und an Aktivitäten außerhalb der Schule teilnehmen. 

Betreuungsangebot für weitere Kinder aus der Region 

Die Umsetzung eines weiteren Betreuungsprogramms (Tagesangebot/Nachmittagsschule) bietet bedürftigen Kindern und Jugendlichen aus der Region die Möglichkeit, ihre Freizeit mit den diversen Angeboten des Bauernhofs sinnvoll zu nutzen. Insgesamt nahmen in den drei Projektjahren pro Jahr bis zu 100 Mädchen und Jungen aus drei umliegenden Gemeinden an den Aktivitäten der Schule und weiteren Aktionen auf Gemeindeebene teil. Durch die Betreuung ihrer Kinder auf dem Therapiebauernhof in Chignahuapan, sind letztlich rund 75 bis zu 90 Familien begünstigt. 

Hindernisse in der Umsetzung der Maßnahmen

Die COVID-19-Pandemie und die damit einhergehenden auferlegten Maßnahmen waren auch für dieses Projekt sehr einschneidend. Aufgrund der schwierigen Lage musste das Team des Therapie Bauernhofs ab März 2020 die begünstigten Mädchen und jungen Frauen vorübergehend nach Hause zu ihren Familien, oder, wo dies nicht möglich war, in eine weitere Institution nach Mexiko-Stadt bringen. Außerdem wurde die Zeit mit Aus- und Weiterbildungen des Personals sowie der Durchführung von Instandhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen der Einrichtung sinnvoll genutzt. 

Wir unterstützen jedoch viele weitere Projekte in der Region.
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