In Gewürzen steckt die Zukunft
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die beim genaueren Hinsehen und nach einer gewissen Zeit eine ihre volle Wirkung entfalten. Für viele Menschen in Deutschland ist es daher nur schwer vorstellbar, dass der Anbau und faire Verkauf von Gewürzen wie Kardamom oder Szechuan Pfeffer, das Leben einer ganzen Familie positiv verändern kann. Eine ähnliche Skepsis teilte auch der nepalesische Bauer Ajay Tamang, als ihn help alliance Partnerorganisation EcoHimal 2014 davon überzeugen wollte, in den Anbau von Gewürzen einzusteigen.
Ajay Tamang war zu dieser Zeit einer der vielen Subsistenzbauern im nepalesischen Hochland, die Getreidepflanzen anbauten, aber damit nur eher schlecht als recht seine Familie versorgen konnte. Das wenig verdiente Geld reichte kaum aus um seine Kinder auf eine gute Schule zu schicken und er spielte schon mit dem Gedanken, wie viele seiner Landsleute sein Glück in den Golfstaaten zu versuchen.
Nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem von help alliance geförderten „Spices 4 Health Projekt“, beschloss Ajay ein Modellfarmer für das Projekt zu werden. Er und weitere Landwirte wurden technisch angeleitet und dazu ermutigt, den Kardamom-Anbau auf ihren Flächen zu erweitern. Im Rahmen des Projekts wurden Kenntnisse und Fähigkeiten zur Bodenvorbereitung, Anzucht, Setzlingsproduktion, Pflanzung, Jäten, Ernte, Trocknung, Qualitätsverbesserung, Sortierung, Lagerung vermittelt und Anbindung an den fairen Markt ermöglicht. Bis heute wurde der Kardamom-Anbau von 100 auf 1000 Hektar ausweitet und kahle Flächen in Kardamom-Obstgärten umgewandelt.
Diese Maßnahmen haben nicht nur dazu geführt, dass sich die Qualität des angebauten Kardamoms deutlich gestiegen ist, sondern dass die Bauern auch einen fairen Preis für ihr Produkt erhalten, was sich somit auch auf die Lebensqualität von Ajay und den anderen Gewürzbauern der Region auswirkt:
„Heute bin ich ein erfolgreicher Unternehmer. Meine Kinder gehen auf die beste Privatschule in der Stadt. Wir die Bauern sind nun kompetent und selbstbewusster. Sogar die örtlichen Banken haben viel Vertrauen in unsere Kardamomplantagen und gewähren Kredite, wenn sie unsere Jahresproduktion sehen.“
sagt Ajay voller Stolz über das was das Projekt in den letzten sechs Jahren mit ihm gemacht hat.
Ähnlich erging es auch Saraswoti Baniya und ihrem Ehemann Surya Prakash Baniya, die in dem Distrikt Myagdi durch verbesserte Erntemethoden von Szechuanpfeffer zu Vorzeigefarmern wurden. Heute zeigen sie anderen Bauern in der Region, wie mit einfachen Methoden der Ertrag und die Qualität des Pfefferbäumen gesteigert werden kann und somit das Einkommen einer ganzen Familie nachhaltig sichert.
Bevor sie an den Projektaktivitäten der help alliance Partnerorganisation EcoHimal teilgenommen haben, war es bei den Bauern traditionell üblich, die Zweige mit den reifen Pfefferschoten abzuhacken und nicht von Stängeln, Dornen, Blätter und Samen zu trennen. Diese traditionelle Art der Ernte führte jedoch dazu, dass nicht nur die Qualität des geernteten Pfeffers unzureichend war, sondern auch, dass es immer weniger Pfefferbäume gab.
Durch die intensive Einbindung in das Projekt wurde das Bewusstsein der Bauern in Myagdi für den Erhalt der Pfefferbäume, ihren Wert und ihre Marktchancen unmittelbar gestärkt. Das Projekt hat Saraswoti und ihrem Ehemann bewusst gemacht, wie wichtig die Aufrechterhaltung von Qualität und Hygiene während und nach der Ernte ist und sie erhielten praktische Trainings in Pflege der Pfefferbäume, Ernte, Trocknen, Reinigen, manuellem Sortieren, Verpacken und sicherer Lagerung
Um auch zukünftigen Generationen die Möglichkeit zu geben, vom nachhaltigen Anbau des Szechuanpfeffers zu leben, wurden die Anbauflächen erweitert und Baumschulen angelegt, um Setzlinge zu produzieren die dann an weitere Gewürzfarmer verkauft werden.
Durch das Projekt hat sich der Lebensstandard der Menschen in der Region Myagdi erheblich verbessert. Saraswotis Ehemann ist ein Arbeitsmigrant aus den Golfstaaten, der nach Hause zurückgekehrt ist. Als er 2014 in sein Dorf zurückkehrte, hatte das Farming for Health Projekt hier gerade seine Arbeit aufgenommen. Er hatte Pläne, ins Ausland zurückzukehren, da er dort einen gut bezahlten Job hatte. Aber als er die Möglichkeit bekam, an einem Projekt von
Farming for Health zum Anbau, zur Ernte und zur Vermarktung von Paprika teilzunehmen, änderte er seinen Plan und beschloss, etwas in seinem eigenen Land zu tun. Seine Familie, seine Verwandten und Nachbarn
wollten ihn jedoch davon abhalten, in Nepal zu bleiben und eine Paprikagärtnerei zu gründen, von der er leben kann. Gut, dass er nicht auf sie hörte.
Die Geschichten von Ajay und Saraswoti haben wir erstmals in unserem Jahresbericht 2021 veröffentlicht.