Ein Tag im Hope Centre in Bandarawela, Sri Lanka
Im Gespräch mit Horst Ismar
Im Hope Centre in Bandarawela finden Kinder mit Behinderungen ein Zuhause und lernen dort soziales Basisverhalten und Alltagsfähigkeiten. Seit 2007 ist das Hope Centre Teil der help alliance. Wir sprachen mit dem Projektleiter Horst Ismar über den Tagesablauf vor Ort und die Herausforderungen in der Projektarbeit.
Wie bist du zu dem Projekt gekommen?
Über meine Mitgliedschaft in der Eine-Welt-Gruppe der Burgkirchengemeinde in Dreieichenhain bin ich vor 25 Jahren zur Eine-Welt-Hilfe gekommen. Das Hope Centre ist seit 1998 ein Projekt dieser Gruppe.
Wie sieht ein normaler Tagesablauf im Projekt aus?
Die behinderten Kinder sind ganzjährig und ständig im Hope Centre untergebracht. Zwei Betreuerinnen leben ebenfalls ganzjährig im Hope Centre und helfen den Kindern, den Tag zu meistern. Der Tag beginnt mit Aufstehen, Morgen-Hygiene, Anziehen, Frühstücken. 3 Lehrerinnen betreuen die Kinder im Unterricht.
Als 1. Lehr- und Übungsstunde wird Morgen-Gymnastik gemacht. Bewegungs- und Koordinationsübungen sind sehr wichtig. Die Kinder wässern unter Anleitung die zum Eigenbedarf auf der Terrasse gezogenen Gemüsepflanzen. Danach wird der eigentliche Unterricht mit leichten Mal- und Rechen-Übungen erteilt. Mit Hilfe von lernpädagogischen Materialien wird Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Motorik trainiert.Vor dem Mittagessen gibt es Pausen. Die Kinder werden ebenfalls angeleitet, leichte Hausarbeiten selber zu erledigen.
Sie müssen lernen, ihre Wäsche zu waschen. Nachmittags werden Sing- und Tanz-Übungen gemacht. Spielübungen gehören ebenfalls zum Alltag. Das generelle Konzept soll den Kindern, wenn sie mit 16 Jahren das Hope Centre verlassen, die Fähigkeit zu selbständigen Meisterung des Alltaglebens beigebracht zu haben. Medizinische Betreuung gehört ebenfalls zum Tagesablauf (Tablettennehmen etc.).
Was sind die größten Herausforderungen, die das Projekt zu bewältigen hat?
Die individuellen Behinderungen wie Down-Syndrom, Epilepsie etc. sind medizinische große Herausforderungen.
Die Kinder kommen aus absolut armen Verhältnissen und werden im Hope Centre vollständig kostenlos versorgt. Der ständig steigenden Lebenshaltungskosten sind mit die Größte zu bewältigende Schwierigkeit des Projektes. Gute und dauerhaft arbeitende Lehrerinnen und Helferinnen für das Hope Centre zu finden ist ein weiteres Problem.
Hast du noch Kontakt mit ehemaligen Kindern? Wie ergeht es ihnen, nachdem sie das Projekt verlassen haben? Was machen sie nun?
Ich selbst habe keinen Kontakt zu ehemaligen Kindern. Der Heimleiter Reverend Maitipe aber hat von mehreren Kindern berichten können, die nach dem Ausscheiden eine leichte Tätigkeit als Feldarbeiter finden oder ihren Eltern im Haushalt helfen konnten. Ein Junge stellt Papierhefte her und vertreibt diese selbständig. Ein Junge fand eine Bürotätigkeit in einer Teeplantage.
Was ist das Schönste, dass du im Projekt erlebt hast?
Bei meinen jährlichen Besuchen freue ich mich jedes Mal die Kinder zu sehen und zu erleben, wie behütet und zufrieden diese dort leben.
Behinderte Kinder werden in den meisten Fällen in Sri Lanka benachteiligt und weggesperrt. Durch unser jahrelanges Engagement zu erleben, dass die Kinder eine Perspektive für die Zukunft bekommen ist für mich das Schönste in diesem Projekt.
Und das Traurigste?
Das Traurigste ist dieses Jahr passiert. Kurz nach meiner Abreise wurde ein Junge schwer fieberkrank. Trotz schneller Unterbringung im Krankenhaus verstarb dieses Kind nach 6 Tagen. Die Krankheitsursache konnte mit einer Blutprobe zwar festgestellt werden. Das Ergebnis dieser Blutprobe, die in Colombo gemacht werden musste, kam aber erst an dem Tag zurück, an dem das Kind verstarb. Nachträglich stellte sich heraus, dass die Eltern das Geld für eine Beerdigung nicht aufbringen konnten und wir aus dem Hope Centre Etat die Kosten übernahmen.
Was hat sich mit der Zeit im Projekt verändert?
Das Hope Centre ist mit deutlicher finanzieller Hilfe der help alliance räumlich stark verbessert worden. Wir haben neue Toiletten, getrennte Schlafräume für Mädchen und Jungen eingerichtet.
Als schwere Regenfälle die Standfestigkeit des Gebäudes bedrohten, wurde eine stabile Stützmauer und gleichzeitig eine gute Zufahrt gebaut.Die Unterfangung wurde auch zur räumlichen Erweiterung des Hope Centre genutzt. Die Anzahl der zu betreuenden Kinder wurde von 1998 mit 6 Kindern auf aktuell 18 Kinder erhöht. Das Lehrpersonal bekommt spezielle Schulungen durch die staatlichen Behörden. Die medizinische Versorgung ist ebenfalls über den Staat geregelt. Das Hope Centre ist eine anerkannte NGO.
Was hast du durch das Projekt gelernt?
Das Helfen ist für einen selber eine sehr gute Lebensperspektive. Dauerhafte Hilfe in einem fest definierten Projekt halten wir für besser und effektiver, als mal hier und mal da zu spenden. Durch unser Engagement haben wir in Sri Lanka sehr viele Menschen kennen- und lieben gelernt.
Was steht in Zukunft für das Projekt an?
Dauerhafte Fortführung und nach Möglichkeit weitere Verbesserungen in Ausstattungen und alltäglichen Bedarf.